HSG NIENBURG | Meerbachspatzen

Helge Nußbaum Carsten Thomas macht Schluss

3.Handball-Liga: Der Trainer der HSG Nienburg geht im Sommer in den "Ruhestand"

"Im Sommer ist Schluss!" Carsten Thomas gibt sein Traineramt bei den Handballern der HSG Nienburg nach dieser Spielzeit ab und will in den "Ruhestand". Im HARKE-Interview zieht er kurz vor der letzten Partie des Jahres gegen die Mecklenburger Stiere Schwerin (Samstag, 19.30 Uhr in der Meerbachhalle) ein Fazit über das erste 3.Liga-Halbjahr in der Vereinsgeschichte.

Carsten, das erste Halbjahr in der 3.Liga ist nun um, wie fällt Dein Zwischenfazit aus?

Wir haben uns mittlerweile an die Intensität in der 3.Liga gewöhnt. Nach einem kleinen Zwischenhänger sind unsere Ergebnisse zuletzt immer knapper geworden. Wir lassen manchmal einfach noch zu viele Chancen liegen. Der Sieg gegen den DHK Flensborg war für uns alle natürlich enorm wichtig und hat uns gezeigt, dass wir mithalten können.

In der Oberliga seid ihr viel über euer Tempospiel zum Erfolg gekommen, woran machst Du fest, dass es bisher "nur" zu einem Sieg gereicht hat? Warum fehlt im Abschluss die letzte Konsequenz?

Der Sprung von der Oberliga in die 3.Liga ist enorm. Es ist eher ein Zwei-Klassen-Sprung. Die Würfe werden schwieriger, weil wir es einfach mit Abwehrreihen zu tun haben, die ganz andere körperliche Voraussetzungen haben und die Schiedsrichter lassen ebenfalls mehr laufen. Die langen Auswärtsfahrten sind auch eine andere Belastung, an die wir uns erst einmal gewöhnen mussten. Wenn man es kurz zusammen fassen will: Mehr Gegenwehr, mehr Tempo und viel bessere Torhüter als in der Oberliga. Es geht einfach anders zur Sache, die 3.Liga ist die erste Stufe zum Profihandball.

Hätten es mehr als die bisherigen zwei Punkte sein können? Wo wäre mehr drin gewesen?

Rückblickend ist gerade das erste Drittliga-Spiel in Altenholz ein Knackpunkt gewesen. Dort hätten wir mindestens einen Punkt mitnehmen müssen, ein Sieg war auch drin. Dann wären wir mit einer anderen Euphorie in die ersten Wochen gegangen, da hat uns etwas das Spielglück gefehlt. Aber hätte, hätte... wir haben einige gute Partien gezeigt, auch im Hinspiel gegen die Mecklenburger Stiere war etwas drin, die Punkte wollen wir uns jetzt am Samstag wiederholen.

Mit ein Sieg mit mehr als drei Toren Unterschied könntet ihr die Stiere überholen und den Abstiegsrelegationsplatz übernehmen, wie sehr strebt ihr diesen Klassenerhalt überhaupt an?

Natürlich wollen wir die Klasse halten. Wir sind alle ehrgeizig, streben nach dem größtmöglichen sportlichen Erfolg und der ist für so einen Underdog wie uns mit Sicherheit der Klassenerhalt in der 3.Liga. Das sind wir nicht nur uns, sondern unseren tollen Sponsoren und Fans auch schuldig.

Sollte es nicht für den Klassenerhalt reichen, läuft die HSG Nienburg dann Gefahr, dass einige Spieler von anderen Vereinen abgeworben werden?

Die Gespräche mit den Spielern laufen bereits, die meisten haben schon für die kommende Saison zugesagt, auch unabhängig von der Klassenzugehörigkeit. Uns drohen höchstens aus beruflicher Sicht Abgänge, durch arbeits- und studienbedingte Auslandszeiten. Wir werden jedoch eine schlagkräftige Truppe beisammen haben, weil die Jugendarbeit und die Zusammenarbeit mit der Zweitvertretung gut läuft.

Wie sieht es bei Dir aus, sitzt Du auch in der kommenden Saison im Mannschaftsbus, gehst du in deine sechste Serie als HSG-Coach?

Nein, im Sommer ist Schluss und wahrscheinlich ist es ein Trainer-Abschied für immer - die Jungs und der Verein sind darüber informiert. Ich habe mein ganzes Leben in der Halle verbracht. Meine Frau und ich sind seit fast 40 Jahren zusammen und unser Leben wurde immer von den Handballterminen bestimmt, da muss jetzt einfach mal etwas anderes kommen - die Kinder sind ja auch mittlerweile erwachsen. Meine persönliche Situation ist allerdings nicht der einzige Grund, einige von den jungen Spielern haben im Prinzip noch keinen anderen Trainer als mich gesehen, auch für sie ist es Zeit für etwas Neues, damit sie vielleicht den nächsten Schritt machen können in ihrer Entwicklung.

Ist es möglich und realistisch, dass Du der HSG in einer anderen Rolle erhalten bleibst?

Mir fällt der Abschied schon sehr schwer. Ich denke, dass es das mit meiner Trainerlaufbahn war. Ich habe auch keine Bestrebungen, noch einmal bei einem anderen Verein anzuheuern. Für mich gab es nur Liebenau und jetzt die HSG. Wenn sich wirklich kein Trainer finden sollte, der zum Team passt, würde ich natürlich helfen, aber ich bin optimistisch, dass es da passende Kandidaten gibt. Wenn es im Umfeld der Erstvertretung etwas gibt, wo ich helfen kann, bin ich gern bereit, mit anzupacken. Ich möchte allerdings von den festen Terminen weg.

Wenn Du einen Wunsch frei hättest zum Abschied, wäre das...

...definitiv der Klassenerhalt. Dieses Abenteuer 3.Liga so zu beenden, das wäre für mich ein Traumausstand.

Carsten Thomas - das Liebenauer Urgestein

Carsten Thomas ist ein Liebenauer Urgestein. Bis zur Aufnahme des SV Aue in die HSG Nienburg agierte er als Spieler und Trainer nur bei seinem Heimatverein. Von 1987 bis 1997 trainierte er die Handballerinnen. Mit 31 Jahren wurde er zudem Spielertrainer der Herren-Erstvertretung, die er im Jahr 2013 erneut übernahm, um schließlich vor fünf Jahren als Trainer bei der HSG einzusteigen.


Textquelle: "Die Harke"

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