Die Kapitäne gehen von Bord
Handball-Regionalliga: Letztes Heimspiel der HSG Nienburg am Samstag gegen Alfeld mit Verabschiedungen
Es wird ein denkwürdiger Abend, so viel steht auf jeden Fall schon fest. Am Samstag bestreitet die HSG Nienburg ihr letztes Heimspiel der aktuellen Saison in der Handball-Regionalliga, Anwurf gegen den SV Alfeld ist um 19.30 Uhr. Doch nicht der Abstiegskampf ist plötzlich das bestimmende Thema, sondern die Verabschiedung mehrerer langjähriger Leistungsträger.
Die Blicke der vermutlich restlos ausverkauften Nienburger Meerbachhalle werden sich primär auf vier HSG-Akteure richten, die zum letzten Mal im "Spatzennest" umherfliegen werden. Zum einen werden Keeper Ludwig Meierhans sowie Bjarne Niemeyer ihren Abschied feiern. Beide kommen aus Bruchhausen-Vilsen sowie der dortigen Umgebung und orientierten sich bereits in der Jugend gen Nienburg. Meierhans stand beispielsweise mit 17 Jahren das erste Mal für die HSG-Herren auf der Platte und überzeugte direkt mit guten Leistungen. Sowohl "Ulli" Meierhans als auch "Sunshine" Niemeyer trugen mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit dazu bei, dass die Rot-Schwarzen 2022 in die 3.Liga aufstiegen. Nun werden sie den Verein aus beruflichen Gründen verlassen.
Noch wesentlich bedeutender sind allerdings die beiden Kapitäne, die gemeinsam von Bord gehen. Sowohl Malte Grabisch als auch Steve Kählke verlassen die Nienburger zum Saisonende.
Für "Traktor" Grabisch geht eine intensive Laufbahn zu Ende. Ende Mai wird er 36 Jahre alt, und familiär bedingt war Handball von Kindesbeinen an immer sein ständiger Begleiter. Als Liebenauer Urgestein stieg er mit dem SV Aue bis in die Oberliga auf, erlebte packende Derbys gegen die HSG Nienburg, um schließlich dann nach der Verschmelzung der Grün-Weißen mit den Rot-Schwarzen für die HSG aufzulaufen. Sein langjähriger Coach Carsten Thomas, der ihn sowohl an der Aue als auch am Meerbach trainierte, erinnert sich: "Ich kenne Malte wirklich schon sein Leben lang. Er hat immer alles für den Verein gegeben - selbst nach dem Abstieg aus der Oberliga ist er dem SV Aue treu geblieben und hat quasi seine Karriere für Liebenau gegeben."
Grabisch ging stets voran, tankte sich unermüdlich durch gegnerische Abwehrreihen und prägte den Handball im Kreis Nienburg somit über mehr als 15 Jahre lang. "Ich habe selten einen so kompletten Spieler wie Malte gesehen. Er kann quasi auf jeder Position spielen und hatte schon immer einen enormen Zug zum Tor." Mit Liebenau traf er in einem Spiel (ausgerechnet gegen Alfeld) 22 Mal, führte regelmäßig die Liga-Wertung an und kam immer wieder auf mehr als 300 Saisontore. "Die gegnerischen Teams wussten, dass sie ihn ausschalten müssen - aber es klappte meistens trotzdem nicht", blickt Thomas zurück.
Steve Kählke ist zwar rund drei Jahre jünger als der "Traktor", wird seine Laufbahn aber dennoch gemeinsam mit ihm beenden. Mit ihm wird die HSG zum zweiten Mal in Folge ihren Topscorer verlieren. Nach Lars Bergmann im vergangenen Sommer (wechselte zum MTV Großenheidorn) wird nun auch der Co-Kapitän die "Spatzen" verlassen. Kählke ist zudem der letzte noch aktive Spieler aus der Meistersaison 2014/15. Bei Kählke steht der zeitliche Aspekt im Vordergrund. Er behält den Pass bei der HSG und wird in Zukunft im Notfall aushelfen, so wie es zuletzt bei Sören Fennekoldt oder Steffen Kaatze der Fall war.
Kählke durfte in der Saison 2010/11 erstmals für die HSG-Herren auflaufen und mauserte sich von Jahr zu Jahr mehr zum Führungsspieler und Leistungsträger. Auch bei ihm weiß der langjährige HSG-Trainer Carsten Thomas zu berichten: "Steve zeichnet ein enormer Spielwitz aus. Er ist extrem treffsicher und athletisch. Er und Malte waren quasi immer beim Training und stets große Vorbilder für die jungen Spieler. Beide haben nie Ärger gemacht und sind immer für ein Späßchen zu haben." Auch der aktuelle HSG-Trainer Tobias Naumann weiß: "Mit diesen vier Abgängen werden wir viel Qualität abgeben. Es wird nicht einfach, diese Verluste aufzufangen."
Trotz der engen Tabellenkonstellation im Abstiegskampf darf die HSG für ein weiteres Jahr in der Regionalliga planen. Der Lehrter SV, aktuell ein Punkt vor den Nienburgern, hat für die kommende Saison nicht mehr für diese Spielklasse gemeldet und steht damit als Absteiger fest. Schlusslicht Schiffdorf kann die HSG nicht mehr einholen. Trainer Naumann sagt: "Wir wollen dennoch den Klassenerhalt auch auf sportlichem Weg schaffen und am Saisonende vor Lehrte stehen. Vor allem soll das letzte Heimspiel unbedingt mit einem Sieg für uns enden." Naumann wird gegen Alfeld auf Nico Fiebiger (privat verhindert) verzichten müssen, Malte Grabisch und Ludwig Meierhans sind angeschlagen und dürften vermutlich nur kurze Einsätze erhalten.
Textquelle: "Die Harke"