HSG NIENBURG | Meerbachspatzen

Helge Nußbaum und Philipp Keßler Heimlicher Provokateur

3.Handball-Liga: Marin Wrede ist der "Aggressive Leader" der HSG Nienburg

Auf der bunten Palette der Emotionen bedient er alle Farben: Nienburgs Marin Wrede ist immer für einen Lacher zu haben, stichelt auf der Platte gern auch gegen seine Gegenspieler, ist der "Aggressive Leader" der HSG-Handballer. Geht es ums Business, kann der 29-Jährige aber auch seriös. Seit 2017 ist der Bremer mittlerweile ein Teil der "Meerbachspatzen" und ist quasi gar nicht mehr aus deren Reihen wegzudenken. Ob er auch in der kommenden Saison ein Rot-Schwarzer bleibt und wie er die bisherige Serie in der 3.Liga erlebt hat, verrät Wrede im HARKE-Interview vor dem nächsten Heimspiel am Samstag gegen den DHK Flensborg (19.30 Uhr).

Marin, nach elf Spielen steht ihr weiterhin ohne Punkte da. Eine bittere, aber erwartbare Bilanz. Wie lautet Dein Zwischenfazit?

Auf dem Papier beträgt der Unterschied zwischen Ober- und 3.Liga natürlich eine Liga, in der Realität ist der Leistungsunterschied jedoch deutlich größer. Wir sind gut in die Saison gekommen, haben unbedarft aufgespielt. Es hat aber auch etwas gedauert, bis wir uns auf die neue Körperlichkeit eingestellt haben. Nach den deutlichen Niederlagen gegen einige der Topteams zog etwas die Verzweiflung im Team ein, aber da haben wir uns mit guten Leistungen gegen Mannschaft, die schon eher unsere Kragenweite sind, ganz gut herausgezogen. Die Entwicklung ist positiv und daher bin ich auch optimistisch, dass wir gegen Flensborg endlich den ersten Sieg einfahren.

Noch einmal genau betrachtet: Wie habt ihr das zwischenzeitliche Tief, mit dem negativen Höhepunkt beim Hamburg-Auswärtsspiel (23:42), überwunden?

Als Aufsteiger wird man zunächst nicht so ernst genommen, das war nach dem guten Auftakt in Altenholz (32:33) nicht mehr der Fall. Nach dem Erfolg des vergangenen Jahres waren die vielen Niederlagen eine unbekannte Situation, doch inzwischen können alle im Team damit besser umgehen.

Viele Gegentore kassiert ihr dann, wenn Spieler der ersten Sieben Mal auf die Bank kommen. Seid ihr in der Breite nicht gut genug aufgestellt?

Das würde ich differenzierter betrachten. In der Deckung würde ich das so unterschreiben, aber im Angriff hat uns zuletzt Malte Grabisch sehr gefehlt, er und Steve Kählke sind unsere besten "Shooter" aus dem Rückraum, und auch Steve braucht Pausen. Ich, Steffen und Paul sind da bei Weitem nicht so stark wie Malte oder Steve.

Hättet ihr euch im Sommer doch mit externen Spielern verstärken müssen? Sollten im Winter Neuzugänge hinzukommen?

Auf gar keinen Fall. Was die Nienburger Mannschaft ausmacht, und weswegen ich damals auch hierher gewechselt bin, ist der Zusammenhalt und das Umfeld. Alle, die jetzt bei uns spielen, haben sich das auch verdient. Man sieht es ja auch immer wieder, dass sich andere Vereine beispielsweise mit Spielern aus Osteuropa verstärken - und sobald es nicht läuft, sind sie weg. Aktuell befinden wir uns in einer Phase, in der es einfach nicht läuft; ich möchte aber nicht ausschließen, dass sich das im Saisonverlauf vielleicht noch ändert.

Bist Du mit Deiner Leistung bislang zufrieden?

Ich habe mich sehr auf die 3.Liga gefreut und wollte unbedingt schnell mein erstes Tor erzielen, was in Altenholz auch direkt geklappt hat. Körperlich kann ich mit Sicherheit noch etwas draufpacken. In der Abwehr läuft es relativ solide.

Du bist der "Aggressive Leader" der HSG und fällst durch deine körperbetonte Spielweise und manchen frechen Satz in Richtung des Gegners auf. Ist das Dein Ding? Und kommt das auch im privaten Bereich Mal aus Dir heraus oder eben doch nur auf der Platte?

Im privaten Bereich kommt das auch Mal vor, aber nicht so häufig. Es sei denn, es regt mich etwas wirklich richtig auf. Beispielsweise beim FIFA-Zocken an der Konsole. Ich kann einfach überhaupt nicht verlieren! Das liegt bei uns in der Familie, wir spielen daher gemeinsam auch keine Gesellschaftsspiele mehr. Beim Handball liebe ich es, meine Gegenspieler immer wieder leicht zu kitzeln, sie heimlich zu provozieren. Innerlich bin ich dabei aber total ruhig und entspannt. Die meisten Spieler können in solchen Situationen gar nicht klar denken und ticken dann auch Mal aus.

Seit 2017 bist Du inzwischen bei der HSG. Bleibt das auch weiterhin so?

Der Aufwand, mehrmals die Woche von Bremen nach Nienburg zu pendeln, ist nicht gerade gering. Ich muss sehen, wie lange das so noch möglich ist - auch unter dem körperlichen Aspekt. Ich möchte ungern höherklassig weiterspielen und dabei nur noch mithilfe von Schmerzpillen klarkommen. Dann hör ich lieber auf oder mache nur noch Trainer. Ich überlege auch noch, ob ich berufstechnisch mehrere Monate ins Ausland gehe. Grundsätzlich spricht aber erst einmal nichts dagegen, in der kommenden Saison bei der HSG Nienburg zu bleiben.


Textquelle: "Die Harke"

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