"Kalle" geht, Preise sinken
Handball-Oberliga: HSG Nienburg mit Verlängerungen und einem Abgang
Noch hört man lediglich leises, aber akribisches Gezwitscher aus dem "Spatzennest". In der Meerbachhalle, der Heimat der HSG Nienburg, wird aktuell fleißig trainiert, schließlich beginnt die Rückrunde für die "Meerbachspatzen" in der Handball-Oberliga erst nächste Woche Samstag mit einem Auswärtsspiel beim Lehrter SV (19 Uhr). Ein guter Zeitpunkt, um eine Zwischenbilanz einer eher holprigen Hinrunde zu ziehen - und um bereits in die Zukunft zu blicken.
Das Ziel ist klar. Die HSG will unter die ersten Sechs, um in die neue Regionalliga zu kommen, die zur nächsten Saison gegründet werden soll. Ein Verbleib in der Oberliga käme einem Abstieg gleich, schließlich wird die pro forma auf die fünfthöchste Spielklasse reduziert.
Nach der Ära Carsten Thomas ging es im Sommer mit dem Ex-Liebenau-Spieler Tobias Naumann als Trainer weiter. Die erste Hiobsbotschaft folgte bereits am Ende der Vorbereitung: Kapitän Malte Grabisch verletzte sich schwer an der Schulter und wird wohl voraussichtlich in dieser Serie nicht mehr zum Einsatz kommen. Dennoch hat der "Traktor" für ein weiteres Jahr zugesagt - er hat für die Saison 2024/25 verlängert. "Ich habe schon wieder etwas geworfen, aber man merkt nach wie vor, dass da etwas war oder ist. Kontaktsport ist noch absolut verboten", gibt Grabisch Einblick in seinen Genesungsvorgang. "Wenn ich schmerzfrei spielen kann, dann möchte ich kommende Saison noch einmal angreifen - zu dieser Entscheidung musste mich auch niemand überreden", sagt der 34-jährige Rückraumspieler.
Mit einigen weiteren personellen Engpässen ging es Anfang September in die neue Saison und zunächst musste der Drittliga-Absteiger von der Weser eine Menge kleine Brötchen backen. Erst am vierten Spieltag gelang beim 31:27 gegen Warberg der erste Sieg. Es war der Auftakt einer kleinen Heimserie von drei siegreichen Partien, die aber gegen Hannover-Burgwedel (33:36) Mitte November direkt wieder unterbrochen wurde. "Mit der Punkteausbeute bin ich nicht zufrieden", sagt Coach Naumann, "es waren ein paar unnötige Niederlagen dabei, aber insgesamt stimmt die Richtung und die Entwicklung."
Regionalliga nicht weit entfernt
Somit stehen zum Hinrunden-Ende den fünf Siegen sieben Niederlagen gegenüber: zehn Punkte, Platz acht und damit zwei Zähler Rückstand auf Rang sechs. Dass da aber noch deutlich Luft nach oben ist, bewiesen Steve Kählke & Co. am 2.Dezember, als sie dem bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter und späteren Herbstmeister TV Bissendorf bezwangen (36:32) - eine Feierstunde im letzten Heimspiel des Jahres.
Zu der waren aber schon einige Fans der Rot-Schwarzen gar nicht gekommen. Die Ränge in der Meerbachhalle waren zwar recht ordentlich, aber bei Weitem nicht so gut gefüllt, wie man es in den vergangenen beiden Spielzeiten gewohnt war. Der HSG-Vorstand reagierte inzwischen und verkündete sinkende Eintrittspreise zur Rückrunde: Online sowie an der Abendkasse kostet ein Heimspiel-Ticket nun acht anstelle von zehn Euro, ermäßigt (Jugendliche, Schüler, Studenten) vier anstelle von fünf Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben weiterhin freien Eintritt.
Es kann also nur besser werden in der Rückrunde. Die vielen jungen Spieler wie Anton Borowski oder Conrad Meierhans, auf die Coach Naumann gern setzt oder verletzungsbedingt viel setzen muss, steigerten ihre Leistungen von Woche zu Woche. Vielleicht gibt es einigen der HSG-Jungs auch weitere Motivation, dass die Kaderplanungen für die Folgesaison bereits weit vorangetrieben worden. So haben neben Grabisch auch die Keeper Ludwig Meierhans und Tim Buschhorn sowie Bjarne Niemeyer, Johannes Hain, Paul Hildebrandt, Finn Kühlcke, Steve Kählke oder auch Conrad Meierhans um ein weiteres Jahr verlängert.
Bergmann verlässt die HSG
Allerdings steht auch ein Abgang bereits fest: Rechtsaußen Lars "Kalle" Bergmann wird das Team im Sommer verlassen. "Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, die HSG ist ein toller Verein und wir haben eine Mannschaft mit einem genialen Zusammenhalt", erklärt er. Dennoch wolle er sich noch einmal woanders versuchen und sein Glück in einer höheren Spielklasse suchen. Seine neue Handball-Heimat gab er offiziell noch nicht bekannt. Gerüchten zufolge könnte es sich aber um einen derzeitigen Drittligisten aus dem Großraum Hannover handeln. Mit 70 Toren in sieben Spielen ist "Kalle" Bergmann aktuell bester HSG-Torjäger. "Sein Abgang schmerzt. Natürlich gönne ich ihm das, aber selbstverständliche hätte ich so einen talentierten Spieler wie Lars auch gern behalten", betont HSG-Trainer Naumann.
Der Coach habe der Mannschaft zudem mitgeteilt, dass er das Team weiterhin trainieren möchte und ebenfalls für ein weiteres Jahr verlängert habe. Das Gleiche gelte auch für Co-Trainer und "Mutti für alles" Thomas Schulz.