Stark ohne Mut
Handball-Regionalliga: HSG Nienburg unterliegt Northeimer HC mit 21:26
Die Gäste des Northeimer HC hatten den Nienburgern das Silbertablett mit den zwei Punkten schon dicht vor die Nase gehalten - nur danach greifen und zupacken, das traute sich die HSG einfach nicht. In der Handball-Regionalliga zeigten die "Meerbachspatzen" gegen den Tabellenfünften der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands einen starken Auftritt vor den fast ausverkauften Rängen in der Liebenauer St. Laurentius-Halle, stand aber einmal mehr am Ende mit leeren Händen da. 21:26 (10:12). Bitter, und absolut unnötig.
Aber warum flogen die "Spatzen" eigentlich an der Großen Aue und nicht am heimischen Meerbach? Simpler Grund: Die Meerbachhalle in Nienburg, die Hauptspielstätte der HSG-Erstvertretung, wird aktuell saniert. Ein Hallendrittel ist aufgrund des undichten Daches momentan gesperrt. Das Gastspiel in Liebenau war dennoch schnell ein Heimspiel und die Stimmung sowie die Unterstützung der eigenen Fans hervorragend. Daran lag es also nicht.
Es lag auch nicht an der etwas zurückhaltenden Anfangsphase der Nienburger, in der die Northeimer den Ton angaben und die noch scheue HSG-Abwehr mehrfach locker ausspielte. Zwar beförderte sich das Team um Topscorer Malte Wodarz auf 7:2 in Front, doch die Gastgeber durften sich fortwährend auf ihren guten Keeper Tim Buschhorn verlassen, der selbst im Eins-gegen-eins die Nerven behielt und stark parierte. Das gab Rückenwind und dank eines Doppelpacks vom flinken Lukas Meyer hieß es nach 22 Minuten: 10:10. Alles wieder im Lot.
Unterm Strich musste man aber auch feststellen, dass die HSG im Abschluss bereits im ersten Durchgang zu viele aussichtsreiche Torgelegenheiten fahrlässig vergab. Speziell die Anspiele an den Kreis waren schlichtweg eine Katastrophe. Kai Bergmann war dort wie abgemeldet und auch der zwischenzeitlich für ihn eingewechselte Conrad Meierhans bekam kaum einen Ball. "Die Abstände haben einfach nicht gepasst", fasste Trainer Daniel Reineke nach Spielschluss zusammen, der den erkrankten Coach Tobias Naumann vertrat. Reineke trainiert eigentlich die HSG-Zweitvertretung und teilte sich die Stellvertretung mit Kapitän Malte Grabisch.
Vielmehr kassierte Kreisläufer Conrad Meierhans kurz vor der Pause eine Zeitstrafe, Northeims Mateusz Wrobel verwandelte den kurz darauf folgenden Strafwurf und Grabisch scheiterte wiederum aus sieben Metern. Der NHC jubelte und ging mit dem 12:10 glücklich in die Kabinen.
Nach dem Seitenwechsel hielt Nienburg das Tempo hoch, brachte die Gäste immer mehr ins Schwitzen. Die Rot-Schwarzen ackerten und schlossen in der Defensive stetig geschickt die Lücken. Mehr als der ein oder andere Ausgleich gelang den Nienburgern aber nicht.
Drei Knackpunkte, die die Partie zugunsten der Northeimer entschieden, hatte die zweite Hälfte zu bieten. Erstens: Aus zwei Überzahlphasen ging die HSG mit einer negativen Torbilanz hervor und konnte die personelle Überlegenheit nicht nutzen. Zweitens: Nienburgs Bjarne Niemeyer wurde in der 40. Minute bei einem Abschlussversuch von Wodarz rabiat mit dem Ellenbogen voraus aus der Luft gekegelt - der Northeimer kam glimpflich mit einer Zeitstrafe davon (53.). Drittens: Bei einer ähnlichen Szene auf der anderen Seite kassierte Nienburgs Kai Bergmann eine Rote Karte (58.). "Es gab keine klare Linie der Schiris", wütete Bjarne Niemeyer nach der Partie, "nur weil der Northeimer mehr geschrien hat, gab es für Kai Rot - und das in einer so spielentscheidenden Phase."
Der knappe Vorsprung und die Überzahl in den letzten Sekunden nutzte der NHC, um auf 26:21 zu stellen. Die HSG war geschlagen. Im Mannschaftskreis kreidete Kapitän Grabisch an: "Das war die wohl beste Abwehrleistung der Saison, aber offensiv war das zu wenig. Alle müssen Verantwortung übernehmen." Auch Reineke meinte: "Der entscheidende Mut hat im Angriff einfach gefehlt."
Statistik:
L.Meierhans, Buschhorn - Fiebiger, Grabisch 4, Bergmann, Hain, Kühlcke 1, Niemeyer 4, Hildebrandt 4, Meyer 3, Borowski 3, C.Meierhans, Walther, Päßler, Kock 2/2
Strafwürfe: 2/3 - 3/3
Zeitstrafen: 5 - 3 (Grabisch, Kühlcke, Niemeyer, C.Meierhans, Bergmann)
Rote Karte: Bergmann (53.)
Spielfilm: 1:2, 1:7, 3:9, 5:13 (30.); 11:17, 16:20, 17:24, 19:29, 21:32 (60.)
Textquelle: "Die Harke"