HSG NIENBURG | Meerbachspatzen

Helge Nußbaum und Philipp Keßler Wir sagen Dankeschön!

Handball: Er war lange Spieler und zuletzt Trainer, jetzt soll Schluss sein - heute bestreitet Carsten Thomas sein letztes Spiel als Coach der HSG Nienburg in der 3. Liga

Eine Woche ohne ein Telefonat mit Carsten Thomas? Das bedeutete in den vergangenen Jahren, dass gerade Sommer- oder Winterpause war. Ansonsten war der engagierte Handballfanatiker Dauerkontaktmann bei uns in der Sportredaktion. Dieser regelmäßige Austausch wird in wenigen Wochen wohl jedoch deutlich weniger, denn der Trainer der HSG Nienburg legt nach dieser Saison sein Amt als Coach nieder und will in den Handball-Ruhestand gehen. Sei es ihm von Herzen gegönnt, er hat es sich redlich verdient.

Am heutigen Samstag steht noch einmal ein Höhepunkt auf der Thomas-Abschlusstour an: das letzte Heimspiel in seiner Trainerkarriere. Der 57-Jährige wird in der Meerbachhalle gebührend verabschiedet. Ob es am Ende mit dem Einzug in die Relegation doch noch klappen sollte, oder ob der (wie erwartet) direkte Wiederabstieg ansteht, ist dabei gar nicht so wichtig. Der Übungsleiter hat mit der HSG Nienburg bereits mit dem Aufstieg in die 3.Liga Historisches geschaffen. Mit seinem jungen Team nahm er das Abenteuer an und feierte - Stand jetzt - sogar zwei Siege; mit mehr vom ihm so oft genannten "fehlenden Spielglück" wären es sogar vielleicht ein paar Erfolge mehr gewesen.

Carsten Thomas muss ein Herz aus Harz und Leder haben - das titelten wir bereits bei seiner Verlängerung vor über zwei Jahren. Diese Worte dürfen ohne Scheu an dieser Stelle erneut genannt werden, schließlich hat sich am Enthusiasmus des engagierten Coaches rein gar nichts verändert. Seine Laufbahn begann 1978 in der C-Jugend des ASC Nienburg. Trainer Jürgen Ohland lotste ihn später an die Aue nach Liebenau. Als Spieler war er in erster Linie als Keeper gefragt, coachte zudem die Liebenauer Frauen-Erstvertretung und wurde erst Spielertrainer, ehe er sich auf das Dasein an der Außenlinie beschränkte. Auch seine Frau Birgit lernte er über den Handball kennen - sie zogen vor rund 27 Jahren gemeinsam nach Liebenau.

An der Seitenlinie des SV Aue oder der HSG war "Schwabbel", wie ihn seine Weggefährten rufen, jederzeit alles, aber auf keinen Fall ein zurückhaltender Zeitgenosse. Handball ohne Emotionen - das ist kein Carsten-Thomas-Handball. Seine Jungs nahm er aber auch nach schlechten Auftritten stets in Schutz. Er wusste um die Bedeutung einer guten Stimmung innerhalb des Teams und trug mit seiner lockeren Art stets maßgeblich dazu bei.

Kein Wunder, dass sich so viele ehemalige und jetzige Weggefährten bei uns mit Grußworten an ihren "Schwabbel" bei uns in der HARKE-Sportredaktion meldeten. Es war eine so große Anzahl, dass wir sie unmöglich alle auf dieser Seite unterbringen konnten.

Lieber Carsten, wir werden die wöchentlichen Telefonate mit Dir vermissen und gönnen Dir deine Handball-Rente von ganzem Herzen. Bitte verzeih uns die ein oder andere kritische Berichterstattung in den vergangenen Jahren, das gehört eben zu unserem Job dazu. So wie wir Dich kennengelernt haben, werden wir Dich ohnehin regelmäßig in der Halle antreffen und sind auch dann auf deine Expertisen und Geschichten gespannt. Genieß die viele Freizeit. Schließlich sangen "Die Höhner" in ihrem Handball-WM-Song 2007 schon: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

 

Carsten, durch meine Tätigkeit in den Vorständen von SV Aue und HSG durfte ich alle Deine Tätigkeiten ausnahmslos über Jahrzehnte begleiten und bei Bedarf auch unterstützen. Gleichwohl ziehen sich Deine Qualitäten durch alle Trainerjobs, unabhängig von Ligazugehörigkeit und Geschlecht. Dein Informationshunger ist kaum zu stillen, über Gegner, Ligageschehen oder entscheidende Gegenspieler. So fällt die Einstellung fürs kommende Spiel leicht, Taktik und Abwehr- oder Angriffsverhalten ergeben sich daraus fast zwangsläufig. Der Umgang mit und Zugang zu den Spielern ist sicher Dein zweites großes Plus. Du findest für fast jeden Akteur immer die richtigen Worte, um die Motivation zu maximieren. Du hast ständig neue Ideen, wie aktuell die Einlaufkids bei Drittligaspielen oder der Club 100. Bleibt zu hoffen, dass Du auch weiterhin eine Aufgabe in der HSG übernimmst. Auf Deinen Sachverstand und Dein Engagement können wir kaum verzichten!


Horst Grabisch


Textquelle: "Die Harke"

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